Hallo Leute,
ich bringe zur Landesmitgliederversammlung im Dezember 2017 ein Positionspapier mit dem Titel Sklaverei in Berlin begrenzen ein. In dem Antrag geht es um Prostitution in unserer Stadt.
Den Antrag findet ihr hier im Wiki: PP006 im PiratenWiki
Text:
Die Piratenpartei Berlin fordert, eine Regulierung der Prostitution in der Hauptstadt Berlin. Zu diesem Zweck sollen zum Schutz der Prostituierenden folgende Maßnahmen erfolgen:
- Die Stadt Berlin soll Verrichtungsboxen nach Kölner Modell zur Verfügungsstellen (Kostenlos und Betreut). Aufgrund der Größe der Stadt Berlin sind Boxen auch innerhalb des Stadtgebietes aufzustellen.
- Erarbeitung einer Sperrverordnung. Bei Verstößen sind vor allem die Freier mit einem Bußgeld zu bestrafen.
- Sperrbezirke auf Probe können sein, der große Tiergarten und das Gebiet an der Kürfürstenstraße
Begründung:
Die Liberalisierung der Prostitution ist gut gemeint, aber schlecht umgesetzt. Nach nun mehr als zehn Jahren zeigt sich insgesamt eine Verschlechterung der Situation. Die ursprüngliche Vorstellung Prostitution als redlichen Beruf mit Versicherung in der Gesellschaft zu verankern, musste zunehmest der Wirklichkeit von Kriminalität, Hoffnungslosigkeit, Drogensucht und Menschenhandel weichen. Jedes fünfte Opfer ist unter 18 Jahre alt.
zu Boxen (Zeit)
Not auf dem Kudam (Berliner Zeitung)
Zusammenfassung der ZDF Reportage (Spiegel)
SUPER INFORMATIV Reportage ZDF
Im Wiki wurden folgende Kritik-Punkte an mich gerichtet:
1.) Die Position der Piratenpartei auf Bundesebene ist hierzu finden: https://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2013.1/Antragsportal/WP104
2.) Zum Titel “Sklaverei in Berlin begrenzen”: Wenn Prostitution auch nur in die Richtung von Sklaverei geht, sind die Mittel der Wahl Ermittlungs- und Strafverfahren, und nicht Verrichtungsboxen oder Sperrbezirke.
3.) Es ist leider eine unselige Tradition, Maßnahmen zur Stigmatisierung, Kriminalisierung und Schikanierung von Prostituierten als “Schutz” dieser Personen zu bezeichnen. Die Piratenpartei sollte sich dieser Tradition nicht anschließen.
Die geforderten Maßnahmen kommen näherungsweise immer von Gruppen, die Prostitution (aus religiösen Gründen oder aus Gründen veralteter Moralvorstellungen) ablehnen. Maßnahmen wie Sperrbezirke sind noch nie von den Hurenverbänden gefordert worden.
4.) Die Ermächtigungsgrundlage für Sperrbezirke ist § 297 EGStGB (https://www.gesetze-im-internet.de/stgbeg/art_297.html). Dort heisst es “… durch Rechtsverordnung verbieten, der Prostitution nachzugehen.” Freier gehen nicht der Prostitution nach, Bußgelder stehen hier auf sehr fragwürdiger rechtlicher Grundlage. Zudem includiert die Formulierung “vor allem die Freier”, dass eben auch die Prostituierten bestraft werden sollen.
5.) Der Vollständigkeit halber: Die Behauptung “Jedes fünfte Opfer ist unter 18 Jahre alt.” ist noch mal wo belegt?
6.) Insgesamt: So wie in vielen anderen Bereichen geht auch bei diesem Thema der gesamtgesellschaftliche Trend in die rechts-reaktionäre Richtung, einschließlich entsprechender Lobby- und Pressearbeit. Das sollte jetzt aber noch lange kein Grund für die Piratenpartei sein, sich diesem Trend anzuschließen.
Wenn Ihr in dieser Thematik nicht firm sein solltet: Redet mit den Betroffenen, nicht über sie.